Welt-Sepsis-Tag: Sepsis ist eine oft unterschätzte Gefahr

Priv. Doz. Dr. med. Kevin Pil­ar­c­zyk, Chef­arzt der Kli­nik für Inten­siv- und Not­fall­me­di­zin im Kli­ni­kum Hoch­sauer­land (Foto: Kli­ni­kum Hochsauerland)

Arns­berg. Mit rund 500.000 Betrof­fe­nen und 85.000 Todes­fäl­len pro Jahr ist die Sep­sis inzwi­schen die dritt­häu­figs­te Todes­ur­sa­che in Deutsch­land – nach Herz­kreis­lauf­erkran­kun­gen und Krebs. Über­le­ben­de haben oft mit dra­ma­ti­schen Fol­ge­schä­den zu kämp­fen. Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) hat die Sep­sis daher im Jahr 2017 als eine glo­ba­le Bedro­hung ein­ge­stuft. Von den genann­ten Todes­fäl­len gilt ein gro­ßer Teil als ver­meid­bar, denn die Erkran­kung wird von Betrof­fe­nen und selbst von medi­zi­ni­schem Per­so­nal oft zu spät erkannt.

Anläss­lich des Welt-Sep­sis-Tages, am Frei­tag, den 13. Sep­tem­ber, beant­wor­tet PD Dr. med. Kevin Pil­ar­c­zyk, Chef­arzt der Kli­nik für Inten­siv- und Not­fall­me­di­zin im Kli­ni­kum Hoch­sauer­land, fünf wich­ti­ge Fra­gen zum The­ma Sep­sis. Denn Sep­sis, umgangs­sprach­lich oft als „Blut­ver­gif­tung“ bezeich­net, ist eine lebens­be­droh­li­che Reak­ti­on des Kör­pers auf eine Infek­ti­on, die oft unter­schätzt wird.

Was genau ist eine Sepsis?

KP: Eine Sep­sis ist eine extre­me Reak­ti­on des Kör­pers auf eine Infek­ti­on. Ein ver­ei­ter­ter Zahn, ein Infekt mit Hus­ten oder eine Wun­de an der Hand kann genü­gen: Gelan­gen z.B. Bak­te­ri­en in den Blut­kreis­lauf, kann sich bin­nen weni­ger Stun­den eine lebens­ge­fähr­li­che Blut­ver­gif­tung ent­wi­ckeln. Sie tritt auf, wenn das Immun­sys­tem nicht mehr nur die Infek­ti­on bekämpft, son­dern auch das eige­ne Gewe­be und die Orga­ne angreift. Ohne sofor­ti­ge Behand­lung kann dies zu Organ­ver­sa­gen und letzt­lich zum Tod füh­ren. Die Sep­sis ist ein medi­zi­ni­scher Not­fall und erfor­dert eine rasche Dia­gno­se und Therapie.

Warum ist eine Sepsis so gefährlich?

KP: Das Gefähr­li­che an einer Sep­sis ist, dass sie oft nicht sofort als sol­che erkannt wird. Sie kann durch vie­le Arten von Infek­tio­nen ver­ur­sacht wer­den, wie zum Bei­spiel Lun­gen­ent­zün­dun­gen, Harn­wegs­in­fek­tio­nen oder Wund­in­fek­tio­nen. Wenn die Sep­sis nicht recht­zei­tig behan­delt wird, kann sie sehr schnell zu einem Kreis­lauf­schock, Organ­ver­sa­gen und Tod füh­ren. Welt­weit stirbt etwa jeder drit­te Mensch, der an einer Sep­sis erkrankt. Bei einem sep­ti­schen Schock stirbt sogar jeder Zwei­te. Da die Über­le­bens­chan­ce vor allem davon abhängt, wie früh­zei­tig die rich­ti­ge The­ra­pie ein­ge­lei­tet wird, soll­te eine Sep­sis nie­mals ver­schleppt werden.

Woran kann ein Laie eine Sepsis erkennen?

KP: Eine Sep­sis ist schwer zu erken­nen, da die Sym­pto­me auch bei ande­ren Erkran­kun­gen auf­tre­ten kön­nen. Zu den typi­schen Anzei­chen gehö­ren ein schnel­ler Herz­schlag, schnel­le Atmung, hohes Fie­ber oder im Gegen­teil eine unge­wöhn­lich nied­ri­ge Kör­per­tem­pe­ra­tur sowie ein star­kes Krank­heits­ge­fühl. Cha­rak­te­ris­tisch ist die plötz­li­che Ver­wirrt­heit, die bei ande­ren schwe­ren Infek­tio­nen wie einer Grip­pe nicht auftritt.

Dass man eine Blut­ver­gif­tung an einem blau­en oder roten Strich von einer Wun­de zum Her­zen erken­nen kön­ne, ist ein Irr­glau­be. Ein sol­cher Strich ist viel­mehr ein Sym­ptom einer ent­zün­de­ten Lymphbahn.

Was sollte man tun, wenn der Verdacht auf eine Sepsis besteht?

KP: Der wich­tigs­te Schritt ist, sofort ärzt­li­che Hil­fe in Anspruch zu neh­men. Sep­sis ist ein Not­fall und jede Minu­te zählt. Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld die genann­ten Sym­pto­me zeigt, vor allem nach einer Infek­ti­on, soll­ten Sie nicht zögern und sofort ins Kran­ken­haus gehen oder den Not­ruf wäh­len. Eine schnel­le Dia­gno­se und der Beginn einer inten­si­ven Behand­lung kön­nen lebens­ret­tend sein.

Wie wird eine Sepsis behandelt?

KP: Die Behand­lung der Sep­sis erfolgt in der Regel auf einer Inten­siv­sta­ti­on, da Betrof­fe­ne häu­fig inten­siv über­wacht und betreut wer­den müs­sen. Die The­ra­pie umfasst die Gabe von Anti­bio­ti­ka zur Bekämp­fung der Infek­ti­on, intra­ve­nö­se Flüs­sig­kei­ten zur Sta­bi­li­sie­rung des Kreis­laufs und manch­mal auch Medi­ka­men­te zur Unter­stüt­zung von Herz und Kreis­lauf. In schwe­ren Fäl­len kann eine künst­li­che Beatmung oder eine Dia­ly­se not­wen­dig sein. Je frü­her die Behand­lung beginnt, des­to bes­ser sind die Überlebenschancen.

 

 

 

 

 

 

 

 

(Quel­le: Kli­ni­kum Hochsauerland)

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