Ermüdung, Demotivierung und psychische Erkrankungen im Rathaus

Arns­berg. Der Rat wird am Mitt­woch nicht nur über den Dop­pel­haus­halt 2014/15 beschlie­ßen, son­dern auch über den Stel­len­plan der Stadt­ver­wal­tung für die­se Jah­re. Eine durch­aus heik­le Ange­le­gen­heit, denn der Sanie­rungs­plan sieht der­zeit die Wie­der­be­set­zung von nur  jeder drit­ten frei­wer­den­den Stel­le vor.  In der obli­ga­to­ri­schen Stel­lung­nah­me des Per­so­nal­rats spricht des­sen Vor­sit­zen­de Eli­sa­beth Schmel­ler von Arbeits­ver­dich­tung und Beför­de­rungs­stau, was zu Ermü­dung und  Demo­ti­vie­rung der Mit­ar­bei­ter und der Zunah­me von psy­chi­schen Erkran­kun­gen führe.

„Stetig fortschreitende Arbeitsverdichtung“

Der Per­so­nal­rat habe bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren aus­führ­lich die Kon­se­quen­zen der ste­tig fort­schrei­ten­den Arbeits­ver­dich­tun­gen dar­ge­stellt, schreibt Eli­sa­beth Schmel­ler an den Bür­ger­meis­ter. Dar­an habe sich nichts geän­dert, im Gegen­teil. In beson­ders belas­te­ten Berei­chen hät­ten die psy­chi­schen Erkran­kun­gen mit hohen Aus­fall­zei­ten zuge­nom­men. Hier sei­en jetzt betrieb­li­ches Ein­glie­de­rungs­ma­nag­ment und Per­so­nal­ent­wick­lung gefor­dert, um Aus­we­ge für den Ein­zel­nen zu fin­den und den wirt­schaft­li­chen Scha­den des Arbeit­ge­bers gering zu halten.

Einen tat­säch­li­chen Abbau von Auf­ga­ben kön­ne sie nicht erken­nen, schreibt die Per­so­nal­rats­vor­sit­zen­de wei­ter. Aus dem Moder­ni­sie­rungs­pro­gramm hät­ten sich sogar  zusätz­li­che Auf­ga­ben erge­ben, die oft in Pro­jekt­form von den Mit­ar­bei­tern zusätz­lich bear­bei­tet wer­den müss­ten. Schmel­ler nennt expli­zit die Fach­be­rei­che  „Schu­le, Jugend, Fami­lie“ und „All­ge­mei­ne und sozia­le Bür­ger­diens­te“, wo die Mit­ar­bei­ter durch wach­sen­de sozia­le Pro­ble­me in der Gesell­schaft nicht nur quan­ti­ta­tiv, son­dern auch qua­li­ta­tiv unter Druck stehen.

„Kaum Perspektive auf Beförderung und Höhergruppierung“

Die städ­ti­schen Mit­ar­bei­ter sei­en trotz der Arbeits­ver­dich­tung über alle Maßen bemüht, den Anfor­de­run­gen von Ver­wal­tung, Poli­tik und Bür­gern gerecht zu wer­den, schreibt Eli­sa­beth Schmel­ler und fügt hin­zu:. „Sie tun dies, obwohl sich kaum Per­spek­ti­ven auf Beför­de­rung oder Höher­grup­pie­rung erge­ben. Gut dotier­te frei­wer­den­de Stel­len wer­den nicht wie­der­be­setzt. Eine Neu­or­ga­ni­sa­ti­on des jewei­li­gen Fach­diens­tes macht dies mög­lich, indem die vor­han­de­ne Arbeit immer neu ver­teilt wird. Das ermü­det unse­re Mitarbeiter.“

Beson­ders demo­ti­vie­ren­dist nach Erkennt­nis des Per­so­nal­rats auch, dass die Mit­ar­bei­ter sehen und wis­sen, dass über­ge­ord­ne­te Behör­den offen­sicht­lich sowohl räum­lich als auch per­so­nell bes­ser aus­ge­stat­tet sind als die Arns­ber­ger Stadt­ver­wal­tung, in der eine rea­lis­ti­sche, dem tat­säch­li­chen Bedarf ange­pass­te Per­so­nal­pla­nung nicht mög­lich sei. „Das soll kein Vor­wurf gegen unse­ren Dienst­herrn sein,“ schließt die Per­so­nal­rats­vor­sit­zen­de ihre Stel­lung­na­he, „aber es macht deut­lich, dass wir, die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die letz­ten in der Ket­te sind. Und die letz­ten bei­ßen bekannt­lich die Hunde.“

Sparziel beim Personalabbau zu 90 Prozent erfüllt

Die Stel­len­plan­vor­la­ge der Ver­wal­tung für 2014/15 weist trotz der im Sanie­rungs­plan fest­ge­leg­ten Stel­len­ein­spa­run­gen de fac­to eine Stel­len­aus­wei­tung um 4,44 Stel­len aus. Grund sind die „zwin­gend außer­plan­mä­ßig ein­zu­rich­ten­den Stel­len“ bei der Feu­er­wehr, in der U3-Betreu­ung und im Job­cen­ter, wobei die Stadt die letz­ten bei­den Berei­che refi­nan­ziert bekommt. Ohne die­se zwin­gen­den neu­en Stel­len spart der Stel­len­plan 2014/15 laut Ent­wurf genau 11,42 Stel­len ein. Seit Beginn des Sanie­rungs­plans 2010 wären damit ins­ge­samt 25,10 Stel­len weg­ge­fal­len und damit Spar­ziel der Haus­halts­sa­nie­rung zu 90 Pro­zent erfüllt wor­den. Laut Stel­len­plan­vor­la­ge soll es in Arns­berg rund 244 Stel­len für Beam­te sowie 460 Stel­len für Arbei­ter und Ange­stell­te geben. Die tat­säch­li­che Zahl der Beschäf­tig­ten ist wegen Teil­zeit­ar­beit  höher.  Zudem wird für die kom­men­den zwei Jah­re mit 12 oder 13 Aus­zu­bil­den­den geplant. Der­zeit sind es noch 23.

 

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