Arnsberg. Der Beruf des Fleischers ist ein Beruf mit Zukunft, dennoch herrscht hier Fachkräftemangel. Kurz vor der Gesellenprüfung trainieren die Auszubildenden am Berufskolleg am Eichholz vermehrt auch praktische Fertigkeiten und zeigen, dass der Beruf des Fleischers durchaus ein Traumberuf sein kann.
Auszubildende präsentieren frische Gerichte als Prüfungsvorbereitung
Stolz präsentiert Nico Roßbroich seinen Rollbraten, den er während der Praxiszeit als Vorbereitung auf die Prüfung hergestellt hat. Anfang Juni müssen die Auszubildenden der Oberstufe der Fleischerklassen am Berufskolleg Gerichte dieser Art von den kritischen Augen der Prüfungskommission begutachten lassen. Die Zubereitung von Braten und Pfannengerichten ist dabei nur ein Schwerpunkt von vielen. Auch das Zerlegen eines Rinderviertels, das Produzieren einer Wurst oder die Kundenberatung sind weitere Bereiche der Prüfung. Hinzu kommen verschiedene Wahlqualifikationen, wie das Herstellen und das Anrichten unterschiedlicher Gerichte. Gerade das ist für den Beruf des Fleischers ein immer wichtigerer Bestandteil der Arbeit. Von Mitarbeitern mit Leidenschaft zur guten Küche profitiert jeder Metzgerbetrieb, denn der Partyservice ist zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil vieler Betriebe geworden. Und die Nachfrage nach küchenfertigen Gerichten, die nur noch in der Pfanne erwärmt werden müssen, und Fertiggerichten von der „heißen“ Theke wächst stetig. „Für die Prüfungsvorbereitung sind diese vielen Prüfungsbereiche vielleicht nicht so schön, später werde ich diese Vielfältigkeit aber zu schätzen wissen“, ist sich Nico Roßbroich sicher.
„Fleisch ist ein sensibles Material, um es fachgerecht zu verarbeiten, ist viel Knowhow notwendig“
Azubi Nik Morgenroth schätzt zudem die Kreativität seines Berufes. Neue Produkte zu kreieren mache einfach Spaß. Und er ergänzt: „Schön ist auch, dass man immer genau sehen kann, was man gerade gemacht hat. Das gibt am Ende des Tages Zufriedenheit.“ Neben der Zubereitung von mediterranen bis deftigen Gerichten, mache auch das Beratungsgespräch mit den Kunden Spaß, resümiert Morgenroth, der sich immer ärgert, wenn der Fleischerberuf als Job für „Leute mit wenig Grips“ abgetan wird. „Fleisch ist ein sensibles Material, um es fachgerecht zu verarbeiten, ist viel Knowhow notwendig“, stellt der Azubi klar, Kollege Markus Kohlhage fügt hinzu: „Der Umgang mit frischen Lebensmitteln macht einfach Spaß.“ Vor allem dann, wenn es sich um frisches Fleisch aus der Region handele und um Aufzuchtbetriebe, die ein Tierleben respektieren.
Nach der Meisterschule stehen viele Wege offen
Für die Zeit nach seiner Prüfung hat Markus Kohlhage schon weitere konkrete Ziele. Zunächst will er seinen Meister machen, vielleicht zwischendurch noch etwas Praxiserfahrung im Ausland sammeln und später dann den elterlichen Betrieb übernehmen. In der Mittelstufe hat er bereits an einem Austausch nach Frankreich teilgenommen, der von der Handwerkskammer organisiert wurde. Bis heute ist er fasziniert von den vielen Pasteten und den unterschiedlichen Fleischsorten, die dort in den Auslagen der Fleischtheken liegen. Im Gegenzug könnte er sein bis dahin erworbenes Knowhow in der Wurstherstellung mitbringen, denn „richtige Wurst haben die dort ganz wenig.“
Seine beiden Mitstreiter wollen mit ihm auf die Meisterschule gehen, vielleicht auch ein Studium anschließen, sehen ihre Zukunft danach aber eher im Bereich der Lebensmittelkontrolle oder in der Organisation von Fachbetrieben zum Beispiel als Verkaufsleiter. Die Übernahme eines Betriebes nach der Meisterprüfung sei aber dennoch eine Option. Die Zahl der selbständigen Fachgeschäfte sei zwar leicht rückläufig, aber in Deutschland liege der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch beständig bei knapp 60 Kilo im Jahr. Die meisten kleineren Betriebe würden vor allem deshalb dicht gemacht, weil kein geeigneter Nachwuchs in der eigenen Familie oder im Unternehmen gefunden worden sei. „Das ist aber nur eine Chance von vielen“, so Roßbroich. Auch die vielen Möglichkeiten der Spezialisierung zeigen die Vielfältigkeit des Fleischerberufs.
Andreas Thiemann