Ein noch sehr neuer Bereich den die Beratungsstelle angestoßen hat, betrifft die anonyme Spurensicherung: Wenn Opfer von sexuellen Gewalttaten eine Anzeige stellen möchten und dies später vor Gericht verhandelt wird, müssen die Spuren der Tat möglichst so gesichert werden, dass es zu einer Verurteilung der Täter führt. Aus Gründen von Scham und Verzweiflung können sich Frauen oft erst einmal keine Anzeige bei der Polizei vorstellen. Die drei gynäkologischen Ambulanzen in Brilon, Meschede und Arnsberg bieten auf Initiative der Frauenberatung Arnsberg und der beiden Arbeitskreise gegen häusliche Gewalt in Arnsberg und dem HSK seit letztem Jahr flächendeckend für den ganzen HSK die Möglichkeit der anonymen Spurensicherung an. Hierzu werden Spuren der Tat gesichert, mit einem Code versehen und anonym in einem Rechtsmedizinischen Institut über längere Zeit aufbewahrt. Frauen haben dann noch über Jahre die Möglichkeit, sich für eine Anzeige zu entscheiden und vor Gericht auszusagen. Mit Hilfe der gesicherten Spuren ist eine spätere Verurteilung der Täter wahrscheinlicher.
Hilfe für geflüchtete Frauen
Schon lange bietet die Frauenberatung Arnsberg Beratung und Hilfe für geflüchtete Frauen an. Neben Kriegen, ethnischen und religiösen Verfolgungen spielt geschlechtsspezifische Gewalt bei den Fluchtgründen sowie bei den aktuellen Problematiken der Frauen eine wichtige Rolle. Lena Baader, angehende Sozialarbeiterin, die den Bereich der Flüchtlingsarbeit in Zusammenarbeit mit Uschi Plenge abdeckt, berichtet zum Stand der Planungen: „Wir als Frauenberatungsstelle wollen direkt auf die Bedürfnisse der geflüchteten Frauen eingehen und sie in ihren Ressourcen stärken. Um möglichst viele Frauen zu erreichen, bieten wir unsere Angebote ab August direkt vor Ort in Hüsten an. Dort beginnt ab August in der Flüchtlingsunterkunft Rumbecker Holz ein interkultureller Frauentreff. Im Anschluss können die Frauen nach Bedarf Einzelberatungen in Anspruch nehmen. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um die innere Kraft zu stärken, ist besonders für traumatisierte Frauen wichtig. Doch auch geflüchtete Mädchen wollen wir in unseren Angeboten nicht vernachlässigen. Daher sind wir zurzeit in der Planung eines Mädchentreffs, der ihre Selbstbehauptung stärken soll.“
Fortbildung für Flüchtlingshelfer
Zudem möchte die Frauenberatung noch bis Ende des Jahres Fortbildungen, Tagungen und Fachveranstaltungen für hauptamtliche und ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Flüchtlingsarbeit anbieten. Diese sollen die Themen Schutz vor Gewalt, Traumatisierung, aber auch das Sicherheitskonzept in Flüchtlingsunterkünften aufgreifen. Die konkreten Daten werden in der nächsten Zeit über Flyer und per Mail bekannt gegeben. „Wir haben bereits einen Verteiler unserer Arbeit erstellt und Kooperationsgespräche mit Institutionen und MitarbeiterInnen der Flüchtlingshilfe geführt, aber wir würden uns freuen, wenn sich noch weitere Interessenten melden, die in der Arbeit mit geflüchteten Frauen mit uns kooperieren wollen“, so Lena Baader. „Eine Traumagruppe für geflüchtete Frauen besteht schon seit April dieses Jahres und neue Frauen können gerne dazu kommen. Die Frauen können durch Übungen in einfacher Sprache erlernen, wie sie sich im Alltag besser stabilisieren können. Die Folgen von Traumata, wie Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden und Depressionen können auf die Dauer zu belastend sein. Daher ist es wichtig, Schutzreaktionen des Körpers und der Seele zu verstehen und Möglichkeiten zu erlernen, um die traumatisierenden Erlebnisse schrittweise zu verarbeiten.“
„Die Frauenberatungsstelle wird weiterhin interventiv und präventiv auf frauenspezifische Problematiken reagieren, um Frauen in ihren Krisen lösungsorientiert zu unterstützen und ihre Ressourcen zu stärken“, so Carmen Tripke-Westhoff. „Im Interesse von Frauen und Mädchen sollen die gesellschaftlichen Verhältnisse frauenfreundlicher gestaltet werden.“