Arnsberg/HSK. Seit längerer Zeit verhandeln die Deutsche Bahn Netz AG und der Nahverkehr Westfalen-Lippe über die erforderliche Sanierung des Glösinger und Freienohler Tunnels zwischen Arnsberg und Meschede. Die DB beabsichtigte, vor dem Hintergrund der Mehrkosten einer zweigleisigen Sanierung von 21,3 Mio. Euro die Bahntunnel nur noch eingleisig zu sanieren. Nach intensiven Gesprächen hatten sich DB und NWL im Rahmen eines Termins beim RP in Arnsberg am 19. Mai darauf verständigt, bis Ende August eine tragfähige Lösung zu finden. Die Lösung ist nun pünktlich da: DB Netz AG und NWL haben sich in einem Absichtspapier darauf verständigt, dass die beiden Tunnel zweigleisig saniert werden.
DB und NWL erzielen Einigung bei Finanzierung der Mehrkosten
Dieses Ergebnis wird in der Region ausdrücklich begrüßt. Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises: „Mit dieser Entscheidung ist die Perspektive für die Entwicklung des Bahnverkehrs auf der Oberen Ruhrtalbahn weiter gesichert.“ Auch Thomas Gemke, Landrat Märkischer Kreis und stellvertretender NWL-Verbandsvorsteher reagiert positiv auf das Verhandlungsergebnis: „Rückbauten der Infrastruktur auf Hauptstrecken müssen unbedingt vermieden werden, damit sich der Aufwärtstrend bei Zugangebot und Nachfrage der letzten Jahre weiter fortsetzen kann.“ Reiner Latsch, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für NRW, erklärte: „Wir freuen uns darüber, dass wir nach intensiven Verhandlungen eine Einigung erzielt haben, nicht zuletzt durch das Engagement des NWL.“ Und Guido Göldner, Leiter der Regionalnetze West der DB Netz AG, ergänzt: „Besonders die zukünftige Bestellung von Mehrverkehren, von denen alle Reisenden im Sauerland profitieren, hat hier bei der Betrachtung der Mehrkosten eine entscheidende Rolle gespielt.“
NWL bestellt mehr Leistungen
Im Detail werden folgende Eckpunkte geregelt:
- Der NWL unterstützt mit max. 15 Millionen Euro die Erneuerung der beiden Tunnel.
- Die DB Netz AG wird die Sanierung „unter dem rollenden Rad“ – das heißt ohne Vollsperrung – umsetzen und selbst die allein dadurch entstehenden Mehrkosten von etwa 12 Millionen Euro tragen.
- Der NWL finanziert zusätzlich mit max. 2 Millionen Euro die Modernisierung des Stellwerkes Kalthof an der Strecke Iserlohn – Schwerte, um dort die Fahrzeit Richtung Dortmund um mehr als fünf Minuten zu verkürzen.
- Der NWL wird in den nächsten Jahren schrittweise zusätzliche Leistungen im Sauerland-Netz bestellen. Davon profitieren die Streckenabschnitte Schwerte – Iserlohn (Ausweitung des 30 Min.-Takts), Fröndenberg – Menden (Ausweitung der Abendverkehre) und Brilon-Wald – Bestwig (Anschlussoptimierungen von/nach Willingen/Korbach/Marburg).
Die Sanierung der Tunnel wird im laufenden Bahnbetrieb erfolgen und daher 18 bis 24 Monate in Anspruch nehmen. Etwaige Risiken durch Kostensteigerungen werden durch den NWL nicht gedeckt. Die Planungen werden nun auf der Grundlage einer zweigleisigen Sanierung fortgeführt. Der Baubeginn steht aktuell noch nicht fest, wird aber nicht vor 2021 erfolgen.
Folgen für die nächsten 100 Jahre
„Die nun getroffene Entscheidung wird sehr langfristige Folgen haben, da mit einer Nutzungsdauer der sanierten Tunnelbauwerke von bis zu 100 Jahren gerechnet wird,“ heißt es beim NWL. Ein attraktiver Bahnverkehr benötige eine optimale Vernetzung an den Knotenpunkten zum Fernverkehr, zum Regionalverkehr, aber auch in der Region mit dem Busverkehr. Die Entwicklungen in diesen Bereichen über einen Zeitraum von 100 Jahren auch nur annähernd sicher vorherzusehen, sei kaum möglich. Deshalb sei die zweigleisige Sanierung der Tunnel enorm wichtig, um in Zukunft Handlungsoptionen für die Entwicklung des Verkehrs zu erhalten und nicht durch weitere eingleisige Zwangspunkte hierbei eingeschränkt zu werden.
3 Antworten
Klasse, dass sich das Bohren und Betteln der gesamten Region bezahlt gemacht hat. Und die Bahn behält eine zukunftsfähige Parallelstrecke zur Haupt-West-Ost-Trasse, das ist vernünftig!
Eine weise Entscheidung die mit viel Geld des NWL erkauft wurde. Bleibt zu hoffen, dass der Aussage, „ein attraktiver Bahnverkehr benötige eine optimale Vernetzung an den Knotenpunkten zum Fernverkehr“ auch Taten folgen und sich dieser nicht wie zur Zeit geplannt Ende 2016 verschlechtert.
Eine Entscheidung von großer Tragweite ! Der entschlossene und geschlossene Widerstand von politischen Parteien, Aufgabenträgern und Fahrgastverbänden hat nun doch zum Erfolg geführt.
Auch die Eisenbahnfreunde Obere Ruhrtalbahn haben sich stets vehement für die zweigleisige Sanierung eingesetzt.
Sicher sind 15 Mio. Euro, die der NWL zu dieser Sanierung beisteuert,erst einmal viel Geld.
Aber dieses Geld ist sehr gut angelegt, eine evt. erforderliche nachträgliche zweigleisige Sanierung hätte mit Sicherheit ein vielfaches dieser Summe verschlungen.Nun besteht Planungssicherheit für die nächsten Jahrzehnte.
Eine sehr gute Nachricht für die gesamte Region!