Arnsberg. IHK-Präsident Ralf Kersting hat beim Jahresempfang der IHK am Freitag abend klar Stellung gegen das Factory Outlet Center in Werl bezogen.
Ablehnung dieses Vorhabens am vorgesehenen Standort
Das Aufreger-Thema der Region verbinde sich in diesem Jahr mit den drei Buchstaben FOC, sagte Kersting und fügte gleich hinzu: „Ich tue mich auch persönlich äußerst schwer, gegen eine privatwirtschaftliche Großinvestition in unserem Kammerbezirk Stellung zu beziehen. Auch, weil ich ein Verfechter natürlicher Marktmechanismen bin. Gleiches gilt übrigens für uns als IHK. Diese Haltung einer Wirtschaftsorganisation, die für Wachstum und Wettbewerb und gegen Investitionslenkung steht, ist erklärungsbedürftig.“ Und Kersting erklärte. „Nun liegt uns mittlerweile ein Gutachten vor, das diese Investition beleuchtet. Wir als IHK bewerten dieses Gutachten mit seinen Annahmen als durchaus plausibel, ziehen daraus jedoch andere Schlüsse als die Stadt Werl und kommen unter dem Strich daher zu einer Ablehnung dieses Vorhabens am vorgesehenen Standort.“
Region braucht attraktive Innenstädte
Kersting weiter: „Wir sind auch nicht grundsätzlich gegen großflächigen Einzelhandel oder gegen den Herstellerdirektvertrieb. Aber wir folgen einer Linie, die da lautet: keine Expansion der Peripherie auf Kosten der innerstädtischen Verkaufslagen. So steht es im 2011 verabschiedeten Handelspolitischen Leitbild und in diesem Sinne hat sich auch unser Handelsausschuss im Oktober gegen das Werler FOC ausgesprochen, weil es aufgrund seiner isolierten Lage direkt an der A 445-Anschluss-Stelle dem Zentrum von Werl aus unserer Sicht keine positiven Impulse geben kann. Es gibt Gegenbeispiele, aber dieses FOC gehört eindeutig zu den Projekten auf der grünen Wiese, die erheblich zur Schwächung der Innenstadtlagen beitragen. Ich möchte unterstreichen, dass es sich hier keinesfalls um ein reines Handelsthema handelt. Es ist vielmehr von gesamtwirtschaftlicher Relevanz. Gerade in einer dynamischen Wirtschaftsregion wie Südwestfalen, die mit anderen im Wettbewerb um die besten Köpfe steht, brauchen wir attraktive Innenstädte als Wirtschafts- und als Erlebnisraum.“
Rat zu kühlem Kopf bei Belastungsprobe Windenergie
Auch zur Umsetzung der Energiewende durch Windenergie nahm der IHK-Präsident Stellung. „Wir reden hier nicht über Kleinigkeiten. Die Landesregierung will den Anteil der Stromerzeugung aus Wind bis 2020 mal eben verfünffachen. Um die damit zusätzlich benötigten 1400 Windräder errichten zu können, müssen 54 Tausend Hektar als Vorrangflächen ausgewiesen werden – davon ein knappes Drittel allein im Sauer- und im Siegerland. Konflikte mit anderen Flächennutzungen sind da vorprogrammiert,“ sagte Ralf Kersting. „Bisher haben wir als Industrieregion, die gleichzeitig die für den Tourismus zweitbedeutendste Mittelgebirgsregion in Deutschland ist, es immer geschafft beide Interessen unter einen Hut zu bekommen. Die Ausbaupläne der Windenergie stellen die friedliche Koexistenz allerdings jetzt auf eine harte Belastungsprobe. Es gilt für uns als IHK einen Interessenausgleich zwischen Touristikern und den Betreibern der Windparks zu finden, die beide zu unseren Mitgliedern gehören – ein Problem, das uns die Landespolitik vor die Füße gekippt hat und das nur gelöst werden kann, wenn alle Beteiligten, auch hier in der Region, einen kühlen Kopf behalten.“
Eine Antwort
Betr. Windenergie:
Grundsätzlich wäre einmal festzustellen, dass Betreiber von Windparks die gleiche Existenzberechtigung haben wie Betreiber von touristischen Betrieben. Der Tourismus kann nicht die gesamte Landschaft für eigenen Nutzen mit Beschlag belegen und jegliche anderweitige Nutzung zu verhindern suchen. Das wäre ja noch schöner.….….!
Bei der Entfaltung ihrer gewerblichen Existenz sind touristische Betriebe in keiner Weise irgendwie bevorrechtigt gegenüber anderen Betrieben, die auf ihren eigenen Flächen ihr Auskommen suchen. Auch eine neu entstehende Branche braucht sich nicht zugunsten des Tourismus in den Hintergrund rücken lassen. Das sei den Touristikern einmal ins Stammbuch geschrieben!
Wenn es um Gewerbesteuer-Einnahmen geht, werden die Windkraftbetreiber die Touristiker demnächst locker übertreffen.
Man sollte vernünftigerweise versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden. Warum sollte nicht eine ersprießliche Koexistenz möglich sein?!