HSK. Was alle Beteiligten sich erhofft haben, ist nun für den Hochsauerlandkreis eingetreten: von den 37 Kroatinnen und Kroaten, die im Juni im Raum Winterberg ein Praktikum in Hotel- und Gaststättengewerbe begonnen haben, haben sich die meisten für eine Ausbildung im Hochsauerlandkreis entschieden. Am 1. September haben sie mit der Ausbildung begonnen und besuchen nun, wie deutsche Auszubildende, ganz normal die Berufsschule.
14 angehende Hotelfach- und ‑kaufleute, zehn Auszubildende zum Koch bzw. zur Köchin sowie zwei Auszubildende zu Restaurantfachleuten unterstützen den florierenden Tourismus in Winterberg. Ein junger Mann entschied sich um und absolviert ein Praktikum zum Fachangestellten für Bäderbetriebe. Er wird eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle erhalten. Ein weiterer junger Kroate macht in Medebach eine Ausbildung zum Landwirt. Mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern wagt er im Hochsauerland den Neustart.
„Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe ist im Raum Winterberg ungebremst hoch. Von daher freue ich mich besonders, dass unsere Region so viele junge Menschen aus Kroatien überzeugt hat, nun hier zu leben und zu arbeiten“, so Michael Beckmann, Leiter der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH.
Projekt „The Job of my Life“ ist im HSK ein großer Erfolg
Ganz ohne Unterstützung geht es allerdings nicht: Sprachunterricht und Nachhilfe, so genannte ausbildungsbegleitende Hilfen, stehen den Azubis zur Verfügung. „Unsere Mitarbeiter greifen mit Nachhilfe sowie bei sprachlichen und persönlichen Problemen unter die Arme, jede Woche. So möchten wir erreichen, dass keine großen Lücken entstehen“, erläutert Markus Rickert, Fachbereichsleiter für ausbildungsbegleitende Hilfen des Kolping Bildungszentrums Südwestfalen GmbH. Das Projekt „The Job of my Life“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit lieferte den rechtlichen und finanziellen Hintergrund für die Praktika und Ausbildungen. „Fachkräftesicherung liegt uns besonders am Herzen“, so Oliver Schmale, Leiter der Agentur für Arbeit Meschede Soest. „Da muss man auch mal unkonventionelle Wege gehen.“
Nachdem die Projektpartner sich für „The Job of my Life“ entschieden hatten, meldeten die Hoteliers ihren Bedarf an Fachkräften. Zwei Mitarbeiterinnen der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) reisten nach Kroatien, um nach geeigneten Bewerbern zu suchen. Wer nach Deutschland kommen wollte, musste zunächst an einem 300 stündigen Deutsch-Sprachkurs in Kroatien teilnehmen. Ab dem 11. Juni reisten die Kroatinnen und Kroaten zwischen 19 und 35 Jahren nach Deutschland, oftmals das Deutschbuch im Reisebus auf dem Schoß. An einem Kennenlernnachmittag konnten Kroaten und Hoteliers herausfinden, ob die Chemie stimmt und dem Praktikum stand nichts mehr im Wege. Von 13. Juni bis 8. August schnupperten die jungen Menschen in den Beruf eines Koches, einer Hotelfachfrau und von Restaurantfachleuten hinein und lernten die Region Winterberg kennen. Daneben besuchten sie noch ein- bis zweimal pro Woche den Deutschsprachunterricht, der ebenfalls durch das Kolping Bildungszentrum durchgeführt wurde. Eine gute Grundlage, um eine tragfähige und bedeutende Entscheidung zu treffen: Möchte ich in Winterberg eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe machen?
„Ohne die gute Zusammenarbeit aller Partner wäre uns das NRW-weit größte Projekt ‘The Job of my Life‘ nicht gelungen“, schlussfolgert Angela Rademacher, Ausbildungsberaterin der Industrie- und Handelskammer in Arnsberg. Wir alle müssen uns nun weiter bemühen, die jungen Menschen so gut wie möglich zu begleiten. Eine neue Ausbildung und gleichzeitig ein völlig neues Leben zu beginnen, ist eine ganz besondere Herausforderung“, so Rademacher.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.theJobofmyLife.de