Sundern. SPD und CDU stecken, genauer gesagt: steckten in Sundern in einer ähnlichen Lage. Beide Parteien sind zerstritten, in beiden kämpfen verschiedene Gruppen und Personen um die Vormacht. In der SPD geht es gegen den umstrittenen Stadtverbandsvorsitzenden Serhat Sarikaya, am Rande auch um ihren Bürgermeister Ralph Brodel. In der CDU ging es um den Bürgermeisterkandidaten Georg Te Pass und den Partei- und Ratsfraktionsvorsitzenden Stefan Lange. Ein Kommentar von Ludwig Greven.
Einstiger Königsmacher ist nun schärfster Widersacher
Die Unterschiede sind jedoch gewaltig: Sarikaya muss um seine Wiederwahl auf der Mitgliederversammlung im Dezember bangen nach neuen Wendungen im innerparteilichen Kleinkrieg, nachdem er schon Mitte September nur knapp der Abwahl entgangen war. Brodel wiederum muss, um überhaupt eine Chance zu bekommen wieder nominiert zu werden, darauf hoffen, dass Sarikaya diesmal durchfällt, weil der als sein einstiger Königsmacher nun sein schärfster Widersacher ist. Die CDU dagegen hat die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt. Lange wurde von den Mitgliedern seiner Partei vor einer Woche mit überwältigender Mehrheit als Vorsitzender bestätigt, nach seiner Kampfansage an die innerparteilichen Gegner um die Altbürgermeister Friedhelm Wolf und Detlef Lins. Te Pass bekam eine Zweidrittelmehrheit gegen zwei Mitbewerber, und er machte mit eindeutigen Aussagen klar, wofür er im September 2020 gewählt werden will: um die Stadt nach Jahren des Stillstands wieder nach vorne zu bringen.
Was aber machen die Genossen? Die Gegner von Sarikaya fordern von ihrem Partei-Unterbezirk eine Satzungsänderung, damit ein Vorsitzender in Zukunft einen Abwahlantrag nicht mehr hinauszögern kann, und Vorkehrungen, damit kurzfristige Neueintritte nicht mehr das Abstimmungsergebnis auf einer Mitgliederversammlung verzerren. Sie setzen damit ihre Attacken gegen Sarikaya vom Sommer fort. Statt jedoch die Wogen zu glätten und auf seine Gegner zuzugehen, setzt der noch einen drauf: Er hat seinen Schriftführer* jetzt einen Brief an den SPD-Landesverband schicken lassen, damit der den Ortsverein Altes Testament auflöst, in dem Sarikaya den Ursprung der Revolte gegen ihn vermutet. Als Begründung dienen vor allem angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten des Ortsvereinsvorsitzenden. Doch verstehen kann man es nur als endgültige innerparteiliche Kriegserklärung. Und als weiteren Schritt, die Partei zu zerstören.
Gibt es niemandem, der diesem schrecklichen Treiben ein Ende setzt?
Absurder geht es kaum: Während die CDU nach vorne blickt statt in die Vergangenheit und über Inhalte diskutiert wie eine Schwebebahn, die ihr Kandidat Te Pass anstelle einer Wiederbelegung der Röhrtalbahn angeregt hat, beschäftigen sich die Sozialdemokraten weiterhin nur mit sich selbst. Wollen sie ihre letzten Wähler vergraulen? Gibt es niemandem, der diesem schrecklichen Treiben ein Ende setzt?
Dabei sollte doch spätestens seit der Mitgliederversammlung im September, die die Parteispaltung offenlegte, klar sein, was geschehen muss, damit die SPD bei der Bürgermeister- und Ratswahl im kommenden Jahr wenigstens noch eine minimale Chance hat: Es muss ein personeller Neuanfang her – sowohl an der Spitze des Stadtverbands wie der Ratsfraktion, die genauso gespalten ist wie die Partei. Mit Sarikaya und Fraktionschef Michael Stechele, der kräftig bei der Abwahlschlacht gegen seinen Nachfolger in der Partei mitgewirkt hat, hat die SPD in Sundern keine Zukunft.
* 14.11.2019, 14:27 Uhr: In der ersten Version dieses Kommentars war zunächst vom Schatzmeister die Rede. Es handelte sich dabei jedoch um den Schriftführer.