Arnsberg. Es war noch längst keine 14 Uhr, da startete schon der Andrang in der Villa Bene. Ein Andrang, wie man ihn in Arnsberg beim alljährlichen Tag des offenen Denkmals wohl noch nicht erlebt hatte. Alte Damen kamen, die sich in Flur oder Keller 50 oder gar 70 Jahre zurückerinnerten, ebenso aber auch junge Paare, die die fast 150 Jahre alte Villa mitten im Stadtzentrum eigentlich nur als Leerstand erlebt haben.
Eine heimelige Räumlichkeit mit repräsentativer Wirkung nach außen
Dafür, dass sich das nun ändert, haben die beiden neuen Eigentümer Bernd Cruse und Dirk Tomalak in den letzten Wochen viel getan. Seit sie die Villa ersteigert haben, wurde kräftig in die Hände gespuckt. Der verwilderte Garten ist nicht wiederzuerkennen, bietet neben neuen Anpflanzungen jetzt acht geschotterte Parkplätze. Im Inneren musste erst einmal containerweise entrümpelt werden, berichteten die neuen Eigentümer. Auch das Vordach des Wintergartens musste kurzfristig erneuert werden, weil es undicht war. Im eindrucksvollen Keller war allein ein Mann eine ganze Woche beschäftigt, die Wände mit einer denkmalgerechten Farbe wieder weiß zu tünchen. Die Kellerräume standen den Besuchern offen, während die obere Etage noch abgesperrt war. Da dürfe man sich derzeit nur mit Helm bewegen, baten die Eigentümer um Verständnis. Insgesamt, so Bernd Cruse, sei das Gebäude aber trocken und von der Bausubstanz gut erhalten, besser als erwartet. Denn die neuen Besitzer konnten das Gebäude vor der Versteigerung nicht besichtigen. „Wir haben nicht mehr gesehen als Sie alle von der Straße,“ erzählte Bernd Cruse den Besuchern und berichtete auch von einer Art Liebe zu dieser Immobilie. „Ich habe mich jahrelang jedesmal geärgert, wenn ich das Haus in seinem Zustand gesehen habe, und ich habe sich schon lange gewünscht, dass es in vernünftige Hände kommt.“ Für Partner Dirk Tomalak als nüchternen Immobilienfachmann heißt die Motivation zu Kauf und Sanierung des Objekts vor allem „Lage, Lage, Lage!“. Die Lage sei Top und werde durch die Aufwertung des Brückenplatzes und die Umgestaltung des nahen Einkaufszentrums noch besser. Hinzu komme noch die historische Bedeutung des Hauses. Beide wollen, dass die Villa Bene wieder zu dem wird, was sie nach 1867 war: Eine heimelige Räumlichkeit mit repräsentativer Wirkung nach außen.
Schon Interessenten für Büronutzung
Die Arbeiten an Haus und Grundstück seien in den letzten Wochen ganz auf diesen Tag des offenen Denkmals gerichtet gewesen, sagen die Eigentümer. Die nächsten Schritte seien die komplette Erneuerung von Sanitär- und Heizungsanlage, von Elektro- und Telekommunikationsverkabelung sowie der Einbau neuer Fenster und die Dämmung des Daches. Zuvor solle aber Klarheit über die neuen Mieter geschaffen werden, um mit ihnen Gestaltungswünsche absprechen zu können. Es gebe bereits einige Interessenten, so die Eigentümer, an Nutzfläche stünden insgesamt 350 Quadratmeter auf zwei Etagen zur Verfügung. Die Eigentümer gehen von einer Büronutzung aus. Eine Wohnnutzung sei grundsätzlich auch möglich, doch der Grundriss sei dafür mit seinen Durchgangszimmern nicht mehr zeitgemäß.
Kneipe und vier Wohnungen im 400 Jahre alten Haus Alter Markt 7
Längst nicht so überlaufen, aber dennoch nicht weniger interessant präsentierte sich am Tag des offenen Denkmals die Immobilie Alter Markt 7. Auch hier wird privat ein historisches und stadtbildprägendes Gebäude umgebaut und einer neuen Nutzung zugeführt. Durch die lange ungenutzte Tür zum Alten Markt konnten die Besucher in den vorderen Teil der ehemaligen Arztpraxis schauen, wo eine gemütliche Altstadtkneipe entsteht. Das Cheer’s mit Wirtin Bianca Prötel, bis vor einigen Monaten im inzwischen abgerissenen Pavillon am Brückencenter beheimatet, soll hier noch in diesem Monat eröffnen. Der Gastraum mit großer Theke und Unterteilungen durch freigelegte Fachwerkbalken gab bereits einen guten Eindruck, dass hier ein neues Schmuckstück entsteht. Für den Rest des Hauses, das bereits mehr als 400 Jahre auf dem Buckel hat, konnte Architekt Sven Meißner den Besuchern nur die Pläne zeigen, weil dort die Bauarbeiter gerade alles auf den Kopf stellen. Vier große Wohnungen werden dort entstehen, davon eine über zwei Etagen. Zu dieser Wohnung wird auch der Tanzsaal gehören, der zu kurfürstlichen Zeiten gebaut wurde. Einzugsfertig sollen die Wohnungen im Frühjahr 2015 sein. Auch das sicher eine willkommene Belebung für Steinweg und Alten Markt.