Für die Volksbank Sauerland übernahm Vorstand Dr. Florian Müller die Begrüßung der Gäste, allesamt Geschäftspartner und Kunden. Dr. Müller erinnerte zur inzwischen 26. Auflage der Dialog-Veranstaltung daran, dass es die Idee der ehemaligen Bank-Vorstände war, diese außergewöhnliche Vortragsreihe mit namhaften Referenten ins Leben zu rufen. „Hier haben auch schon Joachim Gauck und Margot Käßmann gesprochen“, erinnerte Dr. Müller. In diesem Jahr wolle man sich aber auf Dr. Hans-Georg Häusel freuen, der sich vor allem als Vordenker des Neuro-Marketings einen Namen gemacht habe.
Emotionen bestimmen unser Handeln
Unter dem Titel „Think Limbic! Die unbewussten Seiten des privaten und unternehmerischen Erfolgs“ nahm der Referent im Anschluss seine Zuhörerinnen und Zuhörer für rund zwei Stunden mit auf eine Reise zu dem, was im Kopf passiert. Schon auf die erste Frage an sein Publikum, wie viele Entscheidungen von Menschen bewusst getroffen würden, erntete der Forscher ein Schulterzucken im Publikum. „Es sind 70 bis 80 Prozent“, verblüffte Dr. Häusel die Halle, die mit einem ersten Raunen antwortete. Dass es sich beim Volksbank-Dialog nicht um einen trockenen, gar langweiligen Vortrag handeln würde, war den Zuhörern spätestens bei der Präsentation eines der ersten Bilder auf der Leinwand klar: In Bildern wurden die an Emotionen gekoppelten Gesichtsausdrücke von Affen mit denen des US-Amerikanischen Präsidenten Trump verglichen – sehr ähnlich, wie auch die Gäste mit einem Lachen quittierten.
„Was hat der andere, was ich nicht habe?“
Weiter gelacht wurde bei der Aussage Häusels, dass die letzte Veränderung im menschlichen Gehirn schon 30.000 Jahre zurück liege. Der Antrieb der Menschen habe sich folglich auch nicht groß verändert und sei immer noch mit „Nahrung“ und „Sexualität“ zu benennen. Dabei vermochte der Doktor den Männern aber sogleich jedoch Hoffnung wieder zu nehmen, 30 Prozent der Frauen liebten ihr Haustier mehr als ihren Partner. Über einen weiteren wichtigen Antriebsfaktor – dem Neid – näherte sich Dr. Häusel im Anschluss dem Kern seines Vortrages. „Was hat der andere, was ich nicht habe?“, gehöre dabei zu entscheidenden Frage.
Mit Schaubildern, Tabellen und Grafiken legte der Hirnforscher sehr zum Interesse seines ob der ganzen scheinbaren Klarheiten faszinierten Publikums nach und nach die Logik der menschlichen Emotionssysteme frei. „Emotion ist nicht das Gegenteil von Rationalität“, betonte Häusel. Der Mensch müsse sich aber permanenten Zielkonflikten aussetzen, die sich zum Beispiel zwischen Familie und Karriere oder zwischen Laster und Verzicht abspielen würden. Einem nach Lösung suchenden Publikum empfahl der Forscher, dagegen immer die Mitte zu suchen, mit einem großen Haken: „In der Mitte ist es sehr langweilig“, so Dr. Häusel zum Spaß der Zuhörer beim Volksbank-Dialog.
„Geld hat eine besondere Wirkung“
Sie erfuhren im weiteren Verlauf des ansprechenden Vortrages, dass sich die Spannungsverhältnisse aus dem Privaten natürlich auch in die Wirtschaft fortsetzen lassen. Somit sei unternehmerisches Handeln stets von der Suche nach der richtigen Richtung geprägt. Ein weltweit agierendes Unternehmen habe diese schon gefunden – die Kirche. Bei mehr finanziellen Reichtum als Google und Apple verbuchen könnten, sei für dieses Unternehmen eine Innovation alle 300 Jahre ausreichend. Nachdem das Publikum diese Aussage mit Lachen verdaut hatte, kam Häusel abermals auf die Emotionen als Treiber von Entscheidungen zu sprechen. „Geld hat zum Beispiel eine besondere Wirkung auf die positive Seite des Emotionssystems“, so Häusel, und keiner im Saal wollte auch seiner anderen Aussage widersprechen, dass Geld „konzentrierte Lust in der Hosentasche“ sei. Die Persönlichkeit der Menschen werde im „Limbischen System“ von den Faktoren „Stimulanz“, „Dominanz“ und „Balance“ geprägt. Botenstoffe wie Testosteron bei Männern und Östradiol bei Frauen beeinflussten das Mischungsverhältnis von Harmonie und Interessen.
Am Beispiel von Kaffee verdeutlichte Dr. Häusel die Wirkung von Emotionen, erst recht, wenn sich aus einen normalen Produkt eine Marke machen lasse. Denn: „Alles was keine Emotionen auslöst, ist für unser Gehirn sinn- und wertlos“, so der Forscher. Und so erfuhren die bereits sehr amüsierten Zuhörerinnen und Zuhörer in der Schützenhalle Hüsten im Weiteren, dass Erfolge und Misserfolge aus dem eigenen Leben im Unterbewusstsein gespeichert würden. Auch, dass natürlich die Persönlichkeit eines jeden Menschen über den Umgang mit diesem Speicher und die Herangehensweise entscheide. Die Frage „Wer ist in seinem Lebensbereich glücklicher?“ lasse sich nicht beantworten.
Erklärungen und Tipps
Erklärungen für Eltern, die erfuhren, dass das Großhirn erst nach 25 Jahren in der Lage sei, die Konsequenzen des Handelns abzuschätzen, oder Tipps, das Gehirn mit Sport, aktivem Denken und neuen sozialen Kontakten fit zu halten, sind bestimmt vielen in guter Erinnerung geblieben. In der „Siegerspirale“, die mit der Schaffung eines positiven Umfelds startet, könne eine Empfehlung für den persönlichen Erfolg gesehen werden. Der lässt sich für den Volksbank-Dialog 2018 auf keinen Fall absprechen, und bei einem Imbiss mit Getränken nutzten noch viele der Gäste die Möglichkeit, über den Vortrag zu diskutieren. Im kommenden Jahr soll die Dialog-Veranstaltung dann in der umgebauten Stadthalle Meschede stattfinden.