Der Petticoat ist ein bauschig weiter Unterrock aus versteiften Perlon- und Nylon-Stoffen mit rüschen- und spitzenverzierten Stufen, der in den 1950-er Jahren unter langen, weiten und taillenbetonten Röcken zu deren Formunterstützung getragen wurde. Er besteht meist aus einem Sattel und dem eigentlichen, darunter beginnenden breit ausfallenden Petticoat-Teil mit drei oder vier Stufen. Die Stoffverarbeitung von meist mehreren Lagen Tüll unterstützt die weite Auslegung dieses Kleidungsstücks. 1947 entwarf der französische Modeschöpfer Christian Dior die „Blütenkelchlinie“, die die Mode der 50-er und frühen 60-er Jahre stark beeinflusste. In dieser Zeit bestimmten weich abfallende Schultern, runde Hüften und extrem schmale Taillen das Bild der Damenmode. Das zu offiziellen Anlässen getragene taillierte Kostüm wurde je nach Saison entweder mit einem engen oder einem durch einen Petticoat gestützten weiten Rock getragen.
Petticoat wird ab 1966 vom Minirock abgelöst
Ab 1954 wurde der Petticoat durch das Aufkommen des Rock’n’Roll-Tanzes erneut populär, für dessen Bewegungsabläufe diese Mode gut geeignet erschien. Seine Bedeutung kulminierte angesichts der ansonsten sehr prüden Kleidungskonventionen in dem 1958 aufkommenden Streit, ob Petticoats länger als die Überbekleidung und damit öffentlich sichtbar sein dürften. Er blieb auch während der den Rock’n‘ Roll ablösenden Twist-Phase populär und verschwand ab 1966 mit Aufkommen der Minirock-Mode.
Auch Tante-Emma-Laden erinnert an Wirtschaftswunderzeit
Die Mode der 50-er Jahre ist nicht das einzige faszinierende Thema in der Ausstellung „Sehnsuchtsjahre“. Sie beleuchtet einen bedeutenden Ausschnitt der westdeutschen Alltagsgeschichte und weckt mit einem „Tante-Emma-Laden“, einem Kiosk, einem Friseursalon, einem Radio- und Fernsehgeschäft u.v.m. alte Erinnerungen an die Zeit des Wirtschaftswunders.
In einen zweiten Artikel wird Marita Gerwin in den nächsten Tagen weitere Erinnerungen an die 50-er Jahre vorstellen.