Sundern. Der Verzicht von Serhat Sarikaya auf eine erneute Kandidatur für den Stadtverbandsvorsitz nur drei Tage vor der Mitgliederversammlung stürzt Sunderns tief gespaltene SPD vollends ins Chaos. Notwendig wäre nun ein personeller Neuanfang auf allen Ebenen
Neuanfang auf allen Ebenen notwendig
Nach Monaten und Jahren heftiger innerparteilicher Auseinandersetzungen hat Sunderns SPD-Chef Serhat Sarikaya die Konsequenz gezogen – endlich und reichlich spät. Ja, zu spät. In einem Schreiben an die örtlichen Genossinnen und Genossen teilte er Mittwoch mit, dass er vom Amt des Vorsitzenden des Stadtverbands zurücktritt und er auf der mit großer Anspannung erwarteten Mitgliederversammlung am Samstag nicht wieder antritt. Er begründete das mit der Belastung durch die persönliche Anfeindungen und Diffamierungen aus der eigenen Partei, vor allem aber damit, dass die Gegenseite angekündigt habe, im Fall seiner Wiederwahl die Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu boykottieren. Diese Spaltung des SPD-Stadtverbands könne er nicht zulassen.
Zur Spaltung selbst beigetragen?
Nun könnte man lange darüber diskutieren, ob und was Sarikaya zu dieser Spaltung selbst beigetragen hat. Klar war aber schon nach der Mitgliederversammlung Mitte September, auf der er und seine Unterstützer seine Abwahl nur äußerst knapp verhindern konnten, dass er nicht dazu in der Lage war, die zerstrittene Stadtpartei wieder zu einen. Stattdessen hat er auf die anhaltenden verdeckten Angriffe seiner Gegner in den vergangenen Wochen wieder mit öffentlichen Gegenattacken reagiert. Das konnte kein gutes Ende nehmen.
An Parteispitze Trümmerfeld hinterlassen
Sarikaya hinterlässt nach sechts Jahren an der Parteispitze ein Trümmerfeld. Kurz vor der verschobenen Neuwahl des Vorstands steht die Stadtpartei kopf- und führunglos da. Persönliche und politische Unterstützer hat ihn schon seit längerem zum Verzicht gedrängt, um einen Alternativ- und möglichen Kompromissbwerber gegen den Gegenkandidaten Lars Dünnebacke aufzubauen, der von seinen Widersachern vorgeschickt ist, angeführt von Fraktionschef Michael Stechele und anderen älteren Genossen wie Friedrich Nagel und Wilfried Ebermann. Dafür ist es nun sehr knapp.
Kandidatur für Vorstand zurück gezogen
Mehrere Genossen aus dem Unterstützerkreis von Sarikaya haben unmittelbar nach seinem Rückzug bereits ihre Kandidatur für den Vorstand zurückgezogen. Seine Gegner werden nun triumphieren, weil sie hoffen können, am Samstag ihren Bewerber Dünnebacke durchzubringen. Aber sie sollten sich nicht zu früh freuen: Eine zerstrittene Partei, die ihren eigenen Vorsitzenden zermürbt und absägt, ist für die Wähler nicht attraktiv. Die SPD wird dafür bei der Ratswahl im September die Quittung bekommen.
Auch Stechele müsste gehen
Wenn die SPD noch eine Chance bei der Wahl und für einen Neuanfang haben will, müsste sich jetzt auch Ratsfraktionschef Stechele zurückziehen. Er hat es nie verwunden, dass Sarikaya nicht nach seiner Pfeife tanzen wollte und dass dem das gelang, was er und seine Vorgänger nie geschafft hatten: Das Bürgermeisteramt 2015 für die SPD zu erobern. Mit anderen Genossen hat er deshalb bis zuletzt alles unternommen, um Sarikaya in dessen ohnehin weigehend machtlosen Amt zu schwächen und zu attackieren, auch mit infamsten Mitteln und Vorwürfen.
Weitere Konsequenz nicht zu erwarten
Dass Stechele nun ebenfalls die Konsequenz zieht, ist allerdings nicht zu erwarten. Er hält sich viele Amts- und Funktionsträger auch in anderen Parteien offenkunding für unersetzbar. Also wird die Sunderner SPD auch unter einem neuen Vorsitzenden nicht zur Ruhe kommen.
Sunderner SPD kommt nicht zur Ruhe
Weit verhängnisvoller noch für die Stadt und ihre Bürger und Bürgerinnen ist jedoch, dass Ralph Brodel, dem Sarikaya 2015 mit einem Parteienbündnis ins Bürgermeisteramt verholfen hat, den notwendigen und von vielen erhofften Neuanfang nicht geschafft hat. Im Gegenteil ist unter ihm und mit dem ebenfalls zerstrittenen Rat Vieles noch schlimmer geworden, wie zuletzt bei der Feriensiedlung in Amecke, die die neue Eigentümerin Helma AG in noch größerem Umfang bauen will als bisher geplant. Dass Brodel, der engste Verbündete von Stechele, auf seine Kandidatur verzichtet, ist aber erst recht nicht zu erwarten. Im Gegenteil werden Sarikayas Gegner nun alles daran setzen, um ihn als SPD-Bewerber zu nominieren. Das wäre für den bisherigen Parteivorsitzenden und seine Unterstützer das Bitterste.
4 Antworten
Greven, Greven, Greven. Der Enthüllungsjournalist mal wieder. Was geht dich das nur an. Einfach mal Mund halten, wenn man keine Ahnung hat. Danke.
Herr Greven beruft sich, wie auch hier wieder feststellbar, in seinen Berichten und Kommentaren zum politischen Geschehen in Sundern immer wieder auf nicht belegbare Gerüchte, Vermutungen und Unterstellungen, bis hin zur Verdrehung von Wahrheiten. Auch in diesem Kommentar wird das Zustandekommen der erfolgreichen Bürgermeisterwahl Ralph Brodels nicht korrekt dargestellt. Ralph Brodel hat das Bürgermeisteramt nicht „für“, sondern „mit“ der SPD gewonnen. Bekanntlich ist Ralph Brodel von einem Parteienbündnis als Kandidat nominiert worden und nicht nur von der SPD. Dass er damals schon SPD-Mitglied war, war Zufall und kein Kriterium und erst recht keine Vorbedingung zur Kandidatur.
Herr Greven unterstellt hier erneut dem Fraktionsvorsitzenden Miachael Stechele, Serhat Sarikaya mit „infamsten Mitteln und Vorwürfen“ zu schwächen und zu attackieren. Kann Herr Greven seine Vorwürfe mit irgendwelchen nachweisbaren Zitaten oder Vorgängen belegen? Ich jedenfalls kann mich an keinerlei derartige Äußerungen erinnern. Ganz im Gegenteil. Die Stellungnahmen Stecheles waren immer von Zurückhaltung und Ausgleich geprägt.
Herr Greven neigt leider häufig dazu, Gerüchten und Flüsterpropaganda auf den Leim zu gehen und sie als Quasiwahrheiten dem Publikum zu verkaufen. Das allseits bekannte „Stille-Post-Spiel“ war und ist immer wieder Ausgangspunkt mancher Missverständnisse und folgenreicher Zerwürfnisse. Ein Journalist sollte aber der Wahrheit verpflichtet sein und nicht ungeprüfte Vermutungen in die Welt setzen.
Wenn Parteien, in diesem Fall die SPD, einem jungen Mann eine verantwortungsvolle Position überträgt, muss auch davon ausgegangen werden, dass Fehler passieren. Mit einem Lebensalter von 25 Jahren (so um den Dreh ist Serhat wohl zum Stadtverbandsvorsitzenden gewählt worden) kann noch NIEMAND perfekt sein, alles wissen und alles richtig machen. Und wenn der Vorsitzende dann gleich zweimal mit deutlich über 90% gewählt wurde, dann unterstützt man den Vorsitzenden bei möglichen formalen Schwächen statt ihn dermassen wiederholt (öffentlich) vorzuführen und auseinander zu nehmen. Und wenn das Wort „Solidarität“ noch halbwegs eine Bedeutung in der Partei hat, oder haben soll, dann erst recht. Die Demontage Sarikayas begann aber bereits nachweisbar deutlich vor den immer wieder als „Sakrileg“ angeführten Artikeln im Public Forum und Stern. Das war bereits zu einem Zeitpunkt als noch niemand in Sundern etwas von Ludwig Greven gehört, gelesen oder gesehen hatte, als dieser noch keinen Artikel über die SPD in Sundern veröffentlicht hatte. Deshalb müssen diese Gründe dann auch vorgeschoben und in Wahrheit andere sein. Wer wirklich glaubt, dass ein junger, relativ unerfahrener Stadtverbandsvorsitzender, einem Journalisten der auf Bundesebene unterwegs ist, in die Feder diktiert zu haben und dieser sich dann auch noch bereitwillig dazu hergibt das auch noch zu veröffentlichen, der hat – wie soll ich das jetzt sagen – wohl ein ganz anderes, aber wohl ernsthaftes Problem… So funktioniert die Welt nun mal nicht, so dermassen daneben sollte man nicht liegen. Erst recht nicht, wenn man selbst politisch nicht ganz unerfahren ist. Und beinahe hätte ich vergessen: JETZT aus Protest oder aus Solidarität mit Serhat aus der Partei auszutreten ist die denkbar schlechteste aller Varianten. Wer es wirklich halbwegs ernst meint mit dem Verein und dessen Zielen, der steigt jetzt EIN und nicht AUS. Der / die engagiert sich JETZT und sorgt mit seinem / ihrem Engagement dafür, dass sich genau solche Dinge wie sie gerade ablaufen / abgelaufen sind, eben nicht wiederholen in Zukunft.
Bernd. Eine sehr sachliche, inhaltlich informative Stellungnahme. Danke