In einer Podiumsdiskussion vor rund 150 Gästen bezogen zudem „Mitgastgeber“ Michael Pendzich (als Vorsitzender der Kommission Regionale Energieplanung des Regionalrates Arnsberg) sowie Klaus Brunsmeier (stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Rainer Bosse (Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Wassernutzung NRW) und Dr. Rainer Hagemeyer (Vorsitzender des Landesfischereiverbandes Westfalen-Lippe) Stellung. Es moderierte Beate Schmies, Leiterin des WDR-Landesstudios Siegen. Michael Pendzich hatte bereits in der Begrüßung betont, dass rund 60 Prozent der Wasserkraft in NRW im Regierungsbezirk Arnsberg erzeugt werden. Insofern sei der Regierungsbezirk diesbezüglich „ein Schwergewicht“. Der weitere Ausbau der Wasserkraft sei nunmehr „eine Frage des politischen Willens und der gesellschaftlichen Akzeptanz“.
Steigerung um 30 Prozent theoretisch möglich
Mit Veröffentlichung der Niemann-Studie vollzieht sich die Diskussion über die Wasserkraftpotenziale und etwaige Zielkonflikte im Kontext der europäischen Wasserrahmenrichtlinie jetzt auf Basis konkreter Zahlen und Fakten. Und das sind die wichtigsten Ergebnisse der Potenzialstudie:
- Die derzeitige Wasserkrafterzeugung im Regierungsbezirk Arnsberg liege bei rund 313 Gigawattstunden (GWh). Aktuell seien 102 Megawatt (MW) Leistung an 213 Standorten installiert.
- Rund 3.500 bestehende Querbauwerke seien in der Untersuchung bewertet und kategorisiert worden. Das technisch-theoretische Gesamtpotenzial (d.h. die vorhandenen Wasserkraftanlagen plus Repowering plus technisch-theoretisches Zubaupotenzial) betrage insgesamt 133 MW Leistung. Gegenüber der vorhandenen Leistung sei somit ein Plus von 31 MW technisch-theoretisch möglich (30 Prozent). Die bisher 313 GWh Jahresarbeit könnten theoretisch auf 426 GWh Jahresarbeit erhöht werden (plus 36 Prozent) – an rund 2.355 Standorten. Derzeit seien von dem technisch-theoretischen Potenzial der Jahresarbeit 73 Prozent erschlossen.
- In der Studie wird davon ausgegangen, dass von dem ermittelten technisch-theoretischen Zubaupotenzial von 31 MW etwa die Hälfte auch tatsächlich umsetzbar sei (rund 15 MW). Differenziert wird dies hier in rund 8 MW Steigerungspotenzial bei den vorhandenen Wasserkraftanlagen (Repowering) und 7 MW Zubaupotenzial an Standorten mit vorhandenen Querbauwerken.
Prof. Dr. Niemann wiederholte beim „Arnsberger Energiedialog“ seine bereits in der Studie formulierte Empfehlung, an zunächst 30 bis 50 Standorten im Regierungsbezirk Arnsberg die Möglichkeiten zum gewässerverträglichen Ausbau der Wasserkrafterzeugung zu konkretisieren – und darüber hinaus die Optionen aus einem stärker energieorientierten Talsperrenbetrieb zu ermitteln.
Fundierter standortbezogener Ansatz durch neue Studie
Rückblick: Bereits 2011 war eine Machbarkeitsstudie von Siemens/Eutech zu den Potenzialen aller erneuerbaren Ener¬gie¬träger im Regierungsbezirk Arnsberg veröffentlicht worden. Sie hatte in einer ersten Abschät¬zung aufgezeigt, dass die Potenziale der Wasserkraft noch nicht ausgeschöpft sind. Das Ziel der neuen, jetzt vorliegenden „Niemann-Studie“ war deshalb, einen fundierten standortbezogenen Ansatz für die Erschließung der Potenziale der Wasserkraft im Regierungsbezirk zu erlangen.
2012 hatte die Bezirksregierung Arnsberg – in Abstimmung mit dem Umweltministerium NRW und Vertretern des Regionalrats – den Auftrag an Prof. Dr. Niemann von der Universität Duisburg-Essen vergeben. Die Potenzialstudie wurde dann in Kooperation mit Ingenieurbüros erstellt – begleitet von einem fachlichen Arbeitskreis, an dem neben dem Umweltministerium auch Interessensgruppen beteiligt waren (u.a. Wasserkraftbetreiber sowie Vertreter aus Fische¬¬rei und Naturschutz).