Sundern. Am heutigen 9. November jährt sich zum 85. Mal der Tag der Pogrome gegen jüdische Familien und jüdisches Eigentum in Deutschland. Seit 1988, dem Jahr, in dem Irmgard Harmann-Schütz und Franz Blome-Drees ihr gemeinsames Buch über jüdische Familien in Sundern veröffentlicht haben, erinnern beide alljährlich an diesen Jahrestag der Pogromnacht.
Besondere Betroffenheit
Beide haben deshalb mit einer besonderen Betroffenheit die Ereignisse seit dem Angriff der Hamas auf Israel, aber auch die daraus resultierenden Demonstrationen in Deutschland und die zunehmenden Anfeindungen und Bedrohungen jüdischer Menschen in deutschen Städten mit Schrecken und Sorge verfolgt.
„Aus dieser Gefühlslage heraus, war uns klar, dass wir diese Ereignisse nicht unkommentiert hinnehmen wollen. Den zunehmenden antisemitischen Agieren in Deutschland wollten wir etwas entgegensetzen. Daraus ist die Idee einer Resolution entstanden“, so Irmgard Harmann-Schütz.
Gemeinsam mit Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke haben Irmgard Harmann-Schütz und Franz Blome-Drees die „Sunderner Erklärung zur Solidarität mit Israel“ verfasst, die von zahlreichen namhaften Sunderner Bürgerinnen und Bürgern als Erstunterzeichner getragen wird und die der Blickpunkt zum heutigen 9. November im Wortlaut veröffentlicht:
Sunderner Erklärung zur Solidarität mit Israel
Nach dem Terrorangriff durch die Hamas stellt sich Sundern hinter Israel und spricht sich gegen antisemitische Anfeindungen und Übergriffe in Sundern, in Deutschland aus.
Am 7. Oktober 2023 überfällt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas israelische Städte und Kibbuze. Es werden 1400 Kinder, Frauen und Männer heimtückisch ermordet, mehr als 200 Menschen als Geiseln in den Gaza-Streifen entführt.
Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sundern verurteilen diesen durch nichts zu rechtfertigenden Terrorangriff der Hamas und erklären ihre Solidarität mit Israel. Zugleich nehmen wir das schreckliche Schicksal von Zivilisten in Israel und Gaza wahr, die bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Tode kommen. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt allen israelischen Bürgerinnen und Bürgern und den unschuldigen Menschen im Gaza-Streifen.
Schockiert sehen wir in den letzten Wochen, wie sich in Deutschland im Rahmen von Demonstrationen antisemitische und allgemein rassistisch motivierte Vorfälle häufen und sich Gewalt Bahn bricht. Jüdische Menschen und Einrichtungen sind in Deutschland wieder konkret bedroht, etwa durch Brandanschläge auf Synagogen und durch die Kennzeichnung jüdischen Eigentums mit dem Davidstern. All das weckt Erinnerungen an das nationalsozialistische Unrechtsregime in Deutschland, mit seinem antisemitischen Hass, der Diskriminierung und Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie der Ermordung von 6 Millionen jüdischer Menschen. So wurde während des Novemberpogroms am 9. und 10. November 1938 auch in Sundern das Eigentum unserer jüdischen Nachbarn, der Familien Klein und Grüneberg, durch nationalsozialistischen SA-Terror zerstört und Mitglieder der Familien in Konzentrationslagern interniert.
Wir sind uns unserer historischen Verantwortung bewusst und fordern daher alle Mitbürgerinnen und Mitbürger Sunderns auf, der Judenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten und unsere demokratischen Freiheitswerte, wie sie im Grundgesetz festgeschrieben sind, zu verteidigen. Unsere plurale, offene Demokratie fordert von uns, dass wir die kulturelle und religiöse Vielfalt schützen und ein friedliches, tolerantes Miteinander bewirken.
Nie wieder sollen sich jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland durch rechtsradikalen Terror bedroht fühlen oder islamistischen Angriffen ausgesetzt sein. Jeder einzelne ist verpflichtet, sich dieser Verantwortung zu stellen. Antisemitische Tendenzen tolerieren wir in Sundern nicht.
Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner der Sunderner Resolution
Franz Blome-Drees / Irmgard Harmann-Schütz / Klaus-Rainer Willeke / Elisabeth Appelhans/ Norbert Appelhans / Andreas Bahde / Dr. Jacqueline Bila / Jürgen ter Braak / Lars Dünnebacke / Wilfried Haake / Martin Hustadt / Anne Knapstein / Heinz Krischer / Stefan Lange / Rüdiger Laufmöller / Anton Lübke / Dr. Sabine Riechert-Rother / Anke Rose / Dr. Christoph Rother / Gregor Scheffer / Gisbert Scheffer / Mathildis Schmitz-Hengesbach / Burkhard Schütz / Dr. Tobias Schulte / Stefan Siebert / Guido Simon / Helle Sönnecken / Michael Stechele / Sandra Stein / Christian Stockmann / Maria Tillmann / Klaus Tolle / Dr. Barbara Vielhaber / Martin Vogt / Eric Wachholz / Albert Willeke
Die Resolution zum Download: Sunderner Erklärung